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Allgemein

Was ist ein primäres Cam-Impingement?

 August 24, 2023

By  Thomas

Ein femoroacetabuläres Impingement Syndrom kann durch verschiedene Knochenformen ausgelöst werden. Man unterscheidet dabei zwischen Cam- und Pincer- Morphologien. Während bei einer typischen Pincer-Form der Oberschenkelknochen von einer zu stark ausgeprägten Hüftpfanne beißzangenartig umschlossen wird, ist bei einem Cam-Impingement der Oberschenkelknochen selbst von einem Knochenvorsprung betroffen. Diese klassischen Strukturen kommen jedoch häufig in asymptomatischer Bevölkerung vor. Experten sind sich immer noch uneins über die Definition der typischen Cam-Morphologie. In diesem Beitrag dreht sich alles um das (primäre) Cam-Impingement, dessen Definition und spezifische Eigenschaften.

Primäres und sekundäres Cam-Impingement

Es wird zwischen primärer und sekundärer Cam-Morphologie unterschieden. Eine sekundäre Cam-Morphologie entsteht aufgrund einer bereits bestehenden oder früheren Hüfterkrankung (z.B. Legg-Calve-Perthes-Krankheit).

Das primäre Cam-Impingement entwickelt sich unabhängig von einer anderen Erkrankung vermutlich während der Skelettreifung als Reaktion auf physische Belastung [1]. Genaueres kannst du in folgendem Beitrag nachlesen.

Definition

Die primäre Cam-Morphologie ist ein Knorpel- oder Knochenvorsprung unterschiedlicher Größe an der Femurkopf-Hals-Verbindung, der die Form des Femurkopfes von sphärisch zu asphärisch ändert.

Vereinfacht gesagt:

Der Kopf deines Oberschenkels ist aufgrund eines Knochenüberhangs nicht mehr kugelförmig.

Die rot markierte Stelle zeigt die klassische Cam-Morphologie. Eine Kugelform des Oberschenkelkopfes ist nicht mehr gegeben.

Abb.1: Die rot markierte Stelle zeigt die klassische Cam-Morphologie. Eine Kugelform des Oberschenkelkopfes ist nicht mehr gegeben.

Ist diese Knochenstruktur verantwortlich für mein Hüftimpingement?

Eine Cam-Struktur kommt auch häufig in asymptomatischer Bevölkerung vor. Sie muss nicht zwangsweise zu einem Impingement-Syndrom führen, da es neben dem bildgebenden Befund zusätzlich Symptome und klinischer Zeichen bedarf, um die Bedingungen eines femoracetabulären Impingement-Syndroms zu erfüllen. Zudem ist es fraglich, ob die klassische Cam-Knochenform zu den Symptomen führt, da wir aus den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen wissen, dass Schmerzen sehr wenig Zusammenhang mit Gewebeschäden haben. Diese entstehen vielmehr aus biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren.

The Warwick Agreement: Bedingungen und Behandlung der Diagnose femoroacetabuläres Impingement Syndrom [2]

Fakten

14:1
Verhältnis: männlich/weiblich

Eine Cam-Morphologie tritt bei Männern viel häufiger auf.

32
Durchschnittsalter

Die Cam-Struktur tritt bei einem Durchschnittsalter von 32 Jahren am häufigsten auf.

2-8x
so häufig bei Sportlern

Die typische Cam-Knochenform kommt 2-8x so häufig bei Menschen vor, die intensiv Sport treiben [3].

37 %
bei asymptomatischen Hüften

Bei 37 % von 2000 asymptomatischen Hüften konnte ein Cam-Impingement gefunden werden [4].

Diagnostik

Die Diagnose einer Cam-Morphologie wird klassischerweise mittels MRT- oder Röntgen-Aufnahmen gestellt. Liegen die Aufnahmen vor, werden bestimmte Winkel der Hüfte vermessen. 

Abb. 2: Alpha Winkel bei einer Cam-Morphologie

Ein Cam-Impingement kann mit dem sogenannten Alpha-Winkel quantifiziert werden. Dieser bildet sich aus der Schenkelhalsachse Linie (a) und der Linie (b), die das Zentrum des Hüftkopfes mit dem Punkt der beginnenden Asphärizität (also dort, wo die Kugelform endet) des Hüftkopfes verbindet. Ist der α-Winkel ≥60° liegt eine Cam-Morphologie vor [5].

Ich habe ein Cam-Impingement - Benötige ich eine OP?

Eine Operation ist nicht immer zwingend erforderlich. Zudem haben Studien gezeigt, dass eine OP die Erwartungen bei über 50% der Patienten nicht erfüllt [6]. Wird jedoch eine OP in Erwägung gezogen, sollten neben den arthroskopischen Variablen (überschüssige Knochenmasse wird weggefräst, Labrum wird gegebenenfalls geglättet und erneut fixiert) an einer funktionalen Hüftbewegung, sowie an einer Desensibilisierung des Nervensystems durch progressive Belastungssteigerung gearbeitet werden.

Literatur

[1] DIJKSTRA P.H.; ARDERN C.L.; SERNER A.; MOSLER A.B.; WEIR A.; ROBERS N.W.; MC AULIFFE S.; OKE J.L.; KHAN K.;.; CLAKE M.; GLYN-JONES SION: Primary cam morphology; bump, burden or bog-standard? A concept analysis; Br J Sports Med
. 2021 Nov;55(21):1212-1221. doi: 10.1136/bjsports-2020-103308. Epub 2021 Jul 19.

[2] Griffin D R, E J Dickenson; J O'Donnell; R Agrico;, T Awan; M Bec;, J C Clohisy; H P Dijkstra; E Falvey; M Gimpel; R S Hinman; P Hölmich; A Kassarjian; H D Martin; R Martin; R C Mather; M J Philippon; M P Reiman; A Takla; K Thorborg; S Walker; A Weir; K L Bennell; 2016: The Warwick Agreement on femoroacetabular impingement syndrome (FAI syndrome): an international consensus statement; British Journal of Sports Medicine

[3] TANNAST M.; SIEBENROCK K.A.; ANDERSON S.E.; 2007: Femoroacetabular Impingement: Radiographic Diagnosis—What the Radiologist Should Know; American Journal of Roentgenology; Volume 188, Issue 6; June 2007

[4] Griffin D R, E J Dickenson; J O'Donnell; R Agrico;, T Awan; M Bec;, J C Clohisy; H P Dijkstra; E Falvey; M Gimpel; R S Hinman; P Hölmich; A Kassarjian; H D Martin; R Martin; R C Mather; M J Philippon; M P Reiman; A Takla; K Thorborg; S Walker; A Weir; K L Bennell; 2016: The Warwick Agreement on femoroacetabular impingement syndrome (FAI syndrome): an international consensus statement; British Journal of Sports Medicine

[5] van Klij P, Reiman MP, Waarsing JH, Reijman M, Bramer WM, Verhaar JAN, Agricola R. Classifying Cam Morphology by the Alpha Angle: A Systematic Review on Threshold Values. Orthop J Sports Med. 2020 Aug 10;8(8):2325967120938312. doi: 10.1177/2325967120938312. PMID: 32844100; PMCID: PMC7418265.

[6] A.F. Mannion, F.M. Impellizzeri, F.D. Naal, M. Leunig; 2013: Fulfilment of patient-rated expectations predicts the outcome of surgery for femoroacetabular impingement; Osteoarthritis and Cartilage;Volume 21, Issue 1, January 2013, Pages 44-50

Thomas Worring


Thomas Worring hat selbst jahrelang unter einem Hüftimpingement gelitten. Er hat aus seiner seiner schmerzhaften Erfahrung viel gelernt und einen Weg gefunden, sein Impingement ohne eine Operation auszukurieren. Heute hilft er anderen dabei, eine bewegliche, schmerzfreie Hüfte zurückzugewinnen.

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