Du merkst, dass deine Hüfte schon seit längerer Zeit schmerzt und du beschließt dich zum Arzt zu gehen. Der MRT Befund zeigt eine Cam-Morphologie an. Diese ist durch eine unzureichende Taillierung des Oberschenkelkopfes gekennzeichnet. Die ursprüngliche Kugelform ist nicht mehr gegeben, was zu einem Anschlagen (=Impingement) der knöchernen Strukturen führen kann. Du fragst dich, seit wann dieser Knochenvorsprung besteht. Hast du diese Struktur schon von Geburt an oder hat sich diese erst über die Zeit entwickelt? In diesem Artikel erfährst du, wann und wie sich eine Cam-Knochenform entwickelt und welche Faktoren dessen Ausbildung fördern.
Wie entsteht die typische Cam-Struktur?
Die Wissenschaftliche Arbeit nach Pettit et al. (2021) [1] hat gezeigt, dass sich ein Cam-Impingement während der Skelettreifungsphase entwickelt. Es entsteht also im heranwachsenden Alter, wenn das Skelett noch nicht vollständig ausgebildet ist.
Das Längenwachstum eines Röhrenknochens findet im Bereich einer Knorpelscheibe statt, die sich zwischen dem Mittelteil (Diaphyse) und dem Endstück (Epiphyse) des Knochens befindet. Diese Knorpelscheibe wird auch Wachstumsfuge oder Epiphysenfuge genannt. Hier vermehren sich vorerst Knorpelzellen, welche dann in Richtung Diaphyse allmählich zu Knochen umgebaut werden. Nach Abschluss der Skelettreifung wachsen Diaphyse und Epiphyse zusammen und die Wachstumsfuge verschwindet. Das Knochenwachstum ist ab einem Alter von etwa 20 Jahren vollständig beendet.
Dem Bild ist gut zu entnehmen, dass mit dem heranwachsenden Alter die Knorpelmasse ab- und die Knochenmasse zunimmt.
Wird der Körper während dieser Zeit der intensiven Belastungen ausgesetzt kann eine Cam-Struktur entstehen. Wissenschaftler fanden heraus, dass die Stärke der Cam-Morphologie ab einem Alter von etwa 10 Jahren mit der Zeit zunimmt.
Entstehung der Cam-Knochenform als Antwort auf Belastung des Hüftgelenks
Intensive sportliche Aktivitäten
Wird während der Skelettreifung intensiv Sport getrieben, ist das Risiko eines Cam-Impingements erhöht, da sich die Epiphysenfuge an die intensive sportliche Aktivität anpasst und dadurch ein knöcherner Vorsprung am Kopf des Oberschenkelknochens entsteht. Eine Dosis-Wirkungs-Beziehung bei sportlicher Aktivität ist wahrscheinlich. Es scheint also, dass je mehr Sport getrieben wird, desto stärker entwickelt sich die Ausprägung der Cam-Struktur.
Anterior pelvic tilt - Kippung des Beckens nach vorne
Eine neue Studie nach Sadeghian et al. (2023) [2] hat gezeigt, dass neben intensiver sportlicher Betätigung ebenso eine Vorwärtskippung des Beckens die Ausbildung einer Cam-Mophologie begünstigt. Die Ergebnisse der Studie ergeben durchaus Sinn, da sich durch eine Kippung des Beckens die Winkelverhältnisse im Hüftgelenk und dadurch die einwirkenden Kräfte verändern. Auch hier wird die Epiphysenfuge angeregt, vermehrt Knochenmasse zu produzieren, um die Oberfläche des Oberschenkelknochens zu vergrößern und damit den Druck auf das Gelenk zu reduzieren.
Literatur
[1] Pettit M, Doran C, Singh Y, Saito M, Sunil Kumar KH, Khanduja V. How does the cam morphology develop in athletes? A systematic review and meta-analysis. Osteoarthritis Cartilage. 2021 Aug;29(8):1117-1129. doi: 10.1016/j.joca.2021.02.572. Epub 2021 May 11. PMID: 33989785.
[2] Sadeghian SM, Lewis CL, Shefelbine SJ. Can pelvic tilt cause cam morphology? A computational model of proximal femur development mechanobiology. J Biomech. 2023 Jul 4;157:111707. doi: 10.1016/j.jbiomech.2023.111707. Epub ahead of print. PMID: 37441913.